In der 6. Runde in der NRW-Klasse 4 kam es letzten Sonntag zum Kellerduell des Drittletzten (Hilden 1) gegen den Vorletzten (BSF 1), es stand also für beide Teams viel auf dem Spiel. Da unseren Gegnern ihr Spiellokal wegen einer Veranstaltung nicht zur Verfügung stand, wurde kurzerhand das Heimrecht getauscht. Zur angenehmen Atmosphäre trug einmal mehr unser Materialwart Karl-Heinz Steinhausen bei, der die Spieler mit frischem Kaffee, Gebäck und Snacks versorgte.
Nach den ersten Zügen bemerkte ich ein interessantes Detail: an allen Brettern gab es unterschiedliche Eröffnungen. Dawid vertraute mit Weiß seiner speziellen Antwort auf des Gegners Caro-Kann, mit dem er bereits gegen Wattenscheid einen schönen Sieg erzielt hatte. Stefans Kontrahent bevorzugte Flexibilität, was er mit der Wahl des Königsinders im Anzug unterstrich. Philipp wurde mit Skandinavisch konfrontiert, während Manfred seinen bevorzugten Nimzo-Inder gegen 1.d4 spielte. Eröffnungstheoretisch interessant gestaltete sich das Halbtarrasch-Damengambit, das Hans-Josefs Gegner wählte. Dass Harm-Wulf Französisch auf 1.e4 spielte, war nun wahrlich keine Überraschung, eher vielleicht Joachims 1.e4, was sein Gegner mit der Pirc-Verteidigung beantwortete. Last not least bekam ich es mit der Alapin-Variante im Sizilianer zu tun, wo sich bei mir leider schmerzliche Lücken in der Theorie offenbarten.
Nach zwei Stunden einigte man sich an Brett 2 auf Remis, für Stefan, der in dieser Saison mit den schwarzen Farben wahrlich gesegnet ist, sicher kein unangenehmes Resultat. Dawids Gegner zeigte ein gutes Eröffnungsverständnis und hielt die Partie im Gleichgewicht, das Remis war die logische Folge. Manfred stand im Laufe der Partie immer ein wenig gedrückt, hatte aber mit umsichtiger Verteidigung alles im Griff, Ergebnis ebenfalls Unentschieden.
Kurios war die Situation an den Brettern 3 und 7. Während sich Philipp im Endspiel mit einem Mehrbauern aber ungleichen Läufern abmühte, ergab sich bei Joachim genau die gegenteilige Situation: Minusbauer im Endspiel mit ungleichen Läufern. Beide Partien endeten folgerichtig Remis.
Undurchsichtig gestaltete sich der Kampf bei Hans-Josef am 5. Brett. Nach meinem Gefühl hatte der Hildener die Theorie in dieser Variante des Damengambits gut drauf, während Hans-Josefs Intuition ihm in dieser komplexen Partie half, das Remis zu sichern.
Während all dieser Remis-Serien hatte Harm-Wulf in „seinem Franzosen“ einen Bauern erobert, und wer ihn kennt, weiß, dass dies für den Gegner meistens einen tödlichen Nachteil bedeutet. So kam es auch, und BSF lag mit einem Punkt Vorsprung in Führung.
Tja, bleibt nur noch der Schreiber dieser Zeilen. Wie erwähnt, hatte ich mich schon länger nicht mehr mit dem „Alapin-Sizilianer“ beschäftigt, und so geriet ich in eine passive Stellung. Erste Rettungsmöglichkeit: Remisangebot, welches mein junger Gegner zu Recht ablehnte. Der Damentausch brachte mir etwas Linderung, doch immerhin konnte ich das Läuferpaar gegen Läufer/Springer sichern. Nachdem ich nun als letzter Akteur übriggeblieben war, hätte ein Remis einen knappen Sieg, ein Verlust jedoch ein 4:4 bedeutet. Diese Ausgangsposition veranlasste den Hildener, einen überhasteten Vorstoß am Königsflügel zu unternehmen, was zu einem weißen Bauernverlust führte.
Doch kurz vor der Zeitkontrolle unterlief mir ein Fehler, der Mehrbauer ging wieder verloren, und nach dem unnötigen Verlust eines weiteren Bauern stand ich im Turmendspiel auf Verlust. Doch was nun folgte, lässt sich am besten mit „Erfahrung trotzt Nachteil“ beantworten. Offenbar war sich mein Gegner zu sicher, er gestattete mir die Bildung eines zentralen Freibauern, der im Laufe der absoluten Zeitphase immer mehr an Bedeutung gewann, ebenso mein zentralisierter König im Gegensatz zum abgedrängten weißen Monarchen. Das Opfer des weißen Turmes gegen meinen Freibauern half nicht mehr, Sieg für mich und Endstand 5:3 für BSF!
Nach nunmehr zwei Mannschaftssiegen hintereinander haben wir wieder gute Chancen auf den Klassenerhalt!
Oswald Gutt
Mannschaftsführer BSF 1
Bergisch Gladbach, 18.02.2025