Unsere Zweite: Der Favoritenrolle gerecht geworden – Ein Bericht von Frank Lobbes

Direkt am Stadtwald, die grüne Oase mitten in Köln, im Haus der Naturfreunde empfing uns die zweite Mannschaft von Satranc 2000 ausgesprochen herzlich. Wir begannen zehn Minuten später als angesetzt, da zum einen die Zoobrücke, die eigentlich schnellste Verbindung, von Blech-ummantelten Handballfans verstopft wurde, zum anderen die Schachuhren sich einer einfachen Einstellung der Bedenkzeit kurzfristig entzogen. Beides wurde gelöst und auch der exzellente Kaffee war pünktlich, also um zehn nach elf, durchgelaufen.

An allen Brettern waren wir leicht bis deutlich im DWZ-Vorteil, und auch die Tabellensituation sprach für uns. Als Vierter war der Sprung auf einen Aufstiegsplatz mit zwei Siegen an diesem und dem letzten Spieltag noch theoretisch möglich, während Satranc nur mit Schützenhilfe und zwei Siegen an den letzten beiden Spieltagen noch dem Abstieg entkommen konnte.

Das erste Brett bescherte unserem Christian Heckötter den stärksten Spieler von Satranc, Hans-Ulrich Schüler, der mit Schwarz einen holländischen Aufbau wählte. Andreas Dreiocker spielte eine slawischen Struktur gegen Edgar Paul Hennig und Stefan am dritten Brett spielte sein Colle-System gegen Lazaros Kyritsis. Wolfgang Preiß spielte wahrscheinlich Damengambit, aber die Partie war so schnell Remis, dass ein spielender Berichterstatter kaum eine Chance bekam, den Werdegang der wenigen Züge zu verfolgen. Eben dieser Schreiberling saß am fünften Brett Stefan Duica gegenüber, der die französische Verteidigung wählte. Ob er wusste, dass ich diese Eröffnung nicht mag?

Wolfgang Krug und Nesimi Aslan am sechsten Brett und Thomas Kremer an Brett sieben gegen Abuzer Akpinar erklärte ich innerlich schnell zu den beiden „wilden Brettern“. Bei Thomas und seinem bevorzugten Königsgambit schon Programm, bei Wolfgang nicht unbedingt die Regel. Christian Eberl, unser Mannschaftsführer, musste ein wenig auf seinen Opponenten Michiel van Beekhuizen warten, der tatsächlich aus den Niederlanden zum Wettkampf angereist war. Das Damengambit mit einem Damenindisch angehauchten Aufbau von Christian verlief dann erst einmal ausgeglichen.

Mit Ausgleich und Unentschieden endete an Brett zwei die Partie, wo der geringste DWZ-Unterschied das Ergebnis rechtfertigt. Andreas hatte sich vorher alle laufenden Partien genau angeschaut und war wohl optimistisch, dass nichts anbrennen wird.

Zu dem Zeitpunkt war an Brett fünf Stefan Duica der Natur der französischen Eröffnung nicht gerecht geworden. Am schwarzen Damenflügel waren Turm, beide Läufer und der Springer nur durch einen Bauern und einen Turm geradezu eingemauert. Ein Brett dahinter – natürlich nur in numerischer Reihenfolge – parierte Wolfgang Krug ein Ablenkungsopfer und den folgenden wüsten Angriff von Nesimi Aslan und es roch nach Figurengewinn. Zeitgleich hatte Thomas einen Offizier für zwei Bauern mehr, doch Abuzer Akpinar stürmte mit allem Verfügbaren gegen seinen verdächtig stehenden Monarchen an.

Stefan hatte im Zentrum vorteilhaft geöffnet und durch ein zwischenzeitliches Opfer des Springers auf e6 am Ende eine Qualität und zwei Bauern erobert. Mit dem Läuferpaar verteidigte sich der Mannschaftskapitän von Satranc so gut es möglich war. Christian Heckötter hatte, trotz geöffneter g-Linie gegen den kurz rochierten schwarzen König, ein schweres Spiel, denn er brauchte seine Figuren zur Verteidigung des Damenflügels. Hans-Ulrich Schüler hatte dort mit Dame und Läufer ordentlich Druck aufbauen können und den weißen König zum Verweilen im Zentrum gezwungen.

 

Nach etwas mehr als einer Stunde hatte Nesimi Aslan gegen Wolfgang Krug den Angriff nach seinem Scheinopfer überzogen und verlor gleich zwei Offiziere für nur zwei Bauern. Die Entscheidung, mit der uns Wolfgang in Führung brachte.

 

 

Es verging eine weitere Stunde, bis sich der weitere Verlauf des Wettkampfs Stück für Stück lichtete. Stefan an Brett drei hielt geduldig seinen Vorteil, Thomas hielt an Sieben dem Angriff stand, Christian am Spitzenbrett kam etwas unter Druck durch die Dame und Türme von Hans-Ulrich Schüler und der Mannschaftsführer Christian an Brett acht hielt das Gleichgewicht der Stellung. Ab kurz vor halb zwei ging es dann Schlag auf Schlag.

Abuzer Akpinar konnte den Angriff gegen Thomas Kremer nicht aufrecht erhalten und es unterlief ihm ein schrecklicher Einsteller. Stefan Duica hatte sich am Damenflügel nicht befreien können und sah sich am Königsflügel hilflos dem Ansturm der Springer auf h4 und h5 (!) gegenüber. In kurioser Stellung, in der alle weißen Figuren außer der Bauern auf der eigenen Grundreihe oder am Rand standen, gab er die Partie verloren. Fast gleichzeitig gratulierte auch Nesimi Aslan seinem Gegenüber Thomas Kremer zum Gewinn. Zwei Offiziere verloren, kein Angriff mehr – hier behielt die geduldige Verteidigung die Oberhand.

Wenige Minuten später folgte die Entscheidung des Mannschaftskampfs. Mit dem Remisschluss unseres Kapitäns Christian Eberl und Michiel van Beekhuizen lagen wir uneinholbar vorne. Die Partie hatte die Remisbreite nie verlassen, eine solide Leistung beider Spieler.

Die Partien an den Brettern eins und drei wurden sportlich weiter- und ausgekämpft. Stefan hatte zum richtigen Zeitpunkt die Qualität zurückgegeben und in ein gewonnenes Endspiel mit gleichfarbigen Läufern und zwei Mehrbauern eingelenkt.

 

 

 

Christian an eins lehnte ein Remisangebot ab, da er eine Mattdrohung trotz des Drucks gegen ihn am Damenflügel aufstellen konnte. Stefan verwertete schließlich seinen Vorteil sicher, ein sauber geführtes Endspiel und ein grandioser Score für Stefan aus den letzten fünf Spielen mit vier Siegen und einem Remis. Christians Kampfgeist für unsere Zweite blieb leider nicht vollständig belohnt, die letzte Partie des Mannschaftskampfs endete doch noch Unentschieden.

An vier Brettern gewonnen, viermal Remis, eine tolle und kompakte Leistung unserer Zweiten. Wenn wir am letzten Spieltag gegen die SF Mülheim noch einen Sieg schaffen ist uns der zweite Platz sicher, sogar Platz eins ist möglich! Die beiden ersten der Tabelle, Rodenkirchen und Lasker, spielen noch gegeneinander und der direkte Vergleich spricht für uns. Porz 6 ist nach einer überraschender Niederlage gegen Mülheim wohl aus dem Rennen.

Unseren Schachfreunden von Satranc ist leider der Klassenerhalt nicht mehr möglich. Dieser Verein, der sich das Zusammenleben aller Kulturen, die Integration und Inklusion als vornehmstes Ziel gesetzt hat und lebt, ist für jede Liga ein Gewinn.

Wir alle sind unglaublich gespannt auf den letzten Spieltag. Gelingt uns die Sensation, noch an den beiden Spitzenreitern vorbei zu ziehen? Oder wird Mülheim, nachdem sie Porz aus dem Rennen gekickt haben, ein zweites Mal der Spielverderber? Wir werden unser Bestes geben!