Am vergangenen Sonntag bestritt unsere erste Mannschaft ihr zweites Auswärtsspiel in Folge. Gastgeber war Satranc 1 im Naturfreunde-Haus in Köln-Ehrenfeld, früher das Spiellokal vom Klub Kölner Schachfreunde (KKS).
Die Erinnerung an die Niederlage gerade gegen KKS vom 7. Spieltag schmerzte noch, das Ergebnis von 4:3 hätte auch genauso gut andersherum lauten können. Dennoch lagen wir immer noch auf Rang 2 in der Tabelle, allerdings nun dicht gefolgt von eben KKS. Es galt also, den Verfolger mit einem Sieg weiter auf Distanz zu halten.
Immerhin spielten wir zum ersten Mal in unserer Stammrangfolge, doch Satranc machte uns das (Schach)-Leben schwer.
Nach ca. anderthalb Stunden war aber unser erster Sieg unter Dach und Fach. Manfred spielte in einem Nimzo-Inder mit Schwarz seine große Erfahrung aus und gewann souverän.
Kurz darauf einigte ich mich mit meinem Gegner auf ein Remis. Ich hatte gegen sein Londoner System ein wenig experimentiert, doch nach vielen Abtauschen ergab sich nur ein ödes Läuferendspiel ohne beiderseitige Gewinnchancen. Es sollte die einzige Punkteteilung bleiben.
Die Bestandsaufnahme der verbliebenen sechs Bretter ergab Folgendes:
Dawid hatte sich am ersten Brett im Rossolimo-Sizilianer einen schönen Raumvorteil erarbeitet, doch die Stellung seines Gegners war nicht so einfach zu knacken.
Stefans Partie war bei wohlwollender Betrachtung unklar, aber noch kein Grund zur Beunruhigung, das sind wir von ihm gewöhnt.
Aufregend hingegen gestaltete sich Philipps Partie von Anfang an. In der Vorstoßvariante im Caro-Kann opferte er gleich in der Eröffnung drei Bauern, aber sein Gegner hatte sich mit mindestens einem überfressen, denn nun rollte die weiße Angriffsmaschinerie auf die unterentwickelte Schwarze Königsstellung zu. Ich hatte von dieser Variante keine Ahnung, doch Philipp versicherte mir später, das alles so gewollt zu haben, nun gut.
Hans-Josefs und Christians Partien liefen deutlich ruhiger ab (Damengambit, bzw. ein Mix aus Holländisch und Nimzo-Indisch), während Harm-Wulfs Gegner nach den Zügen 1.c4 e5 2.Sc3 Sf6 3.g3 meinte, …h5 spielen zu müssen. Na, das kann ja heiter werden, dachte ich bei mir.
Ab 14:00 Uhr schien aber alles nach Plan zu laufen. Stefan hatte das nötige Quäntchen Glück und gewann eine etwas kritische aussehende Partie, ein ganz wichtiger Sieg. Philipps Gegner konnte dem Angriffstornado nicht standhalten, kam in Zeitnot und musste bald die Waffen strecken, Spielstand 3,5:0,5, und mittlerweile hatte auch Christian am sechsten Brett einige Mehrbauern. Das Endspiel führte er mit stoischer Ruhe zum Gewinn, somit 4,5:0,5, Gesamtsieg schon gesichert!
Es ist angenehm, wenn der Kampf schon gewonnen ist, dennoch wurde an den verbliebenen drei Brettern hart gekämpft, wobei wir jeweils die weißen Steine führten. Harm-Wulfs Stellung verschlechterte sich zusehends, offenbar war er wohl doch stärker durch die unorthodoxe Spielweise seines Kontrahenten beeindruckt. Trotz Qualitätsplus konnte er mit seinem in der Brettmitte steckengeblieben weißem König dem Wirbel der schwarzen Figuren nichts entgegensetzen und musste schließlich aufgeben.
Dawids Gegner, immerhin ein FIDE-Meister, hatte mittlerweile im Turmendspiel trotz eines Minusbauern Gegenchancen erlangt und kam zur eher Umwandlung seines Zentralbauern in eine Dame als Dawid am Flügel. Schließlich musste sich auch Juppi geschlagen geben, nachdem er durch eine Unachtsamkeit seine Gewinnstellung ins Gegenteil verkehrte.
So kann man nur sagen, Ende gut, alles gut, zwei wichtige Punkte eingefahren und Platz zwei verteidigt!
Oswald Gutt
Mannschaftsführer BSF 1
Bergisch Gladbach, 05.03.2024