Helmut-Stuhlmüller-Turnier 2024, ein Bericht vom Turnierpaten Frank Lobbes

 

Der erste Turniertag am 20. Juli 2024 startete mit 30 Grad im Schatten und einer kleinen Überraschung: Nicht der Turnierleiter unserer Bergischen Schachfreunde, sondern ein Turnierpate begrüßte die Teilnehmer. Dieses neue Konzept, nämlich Mitglieder ohne offizielle Funktion zur Unterstützung der Turnierleitung zu gewinnen, verteilt die Vereinsarbeit auf mehr Schultern als nur die des Vorstands. Das macht die Übernahme eines Ehrenamtes im Vorstand durchaus attraktiver, denn auf die Unterstützung aller Mitglieder zählen zu können ist Anreiz und Erleichterung zugleich. In diesem Experiment durfte ich das Versuchskaninchen spielen. Nehmen wir es als Zufall, dass ich auch über das Turnier berichte.

 

Wir Bergischen Schachfreunde durften uns über ein volles Haus freuen. Mit 40 Teilnehmern war die in der Ausschreibung maximale Teilnehmerzahl ausgereizt. Bemerkenswert war die Teilnahme von 13 Jugendlichen. Ein schöner Erfolg vor dem ersten Zug, schließlich war das Turnier früher Bestandteil der Ferienspiele von Bergisch Gladbach.

Mindestens so erfreulich war die Teilnahme von vier Damen, so dass alle ausgeschriebenen Preise am Ende auch verliehen werden konnten.

Am ersten Spieltag mit 5 Runden sortiert sich das Feld nach Spitzengruppe, Verfolger, Mittelfeld und Kämpferherzen. Wie im Qualifying bei der Formel 1 können sich die Favoriten auf den vorderen Plätzen in Stellung bringen oder durch einen Fahrfehler bereits um die Siegchancen bringen.

Beim diesjährigen Turnier blieben am ersten Tag die großen Überraschungen aus, bis auf den Gewinn von Semih Akif Atar (TWZ 1455) gegen den zweimaligen Turniersieger Alexander Kneutgen, knapp 600 DWZ-Punkte schwerer. Natürlich gab es quer durch das Teilnehmerfeld kleinere Überraschungen, Erfolge und Dramen auf den 64 Feldern, doch die Turnierfavoriten gaben sich keine echte Blöße.

Als Turnierpate musste ich nur eine unangenehme Situation entscheiden, und leider wurde ich nicht direkt an das betroffene Brett gerufen. Es hatte bereits ein Teilnehmer zu einer Stellung interveniert und ein Remis festgestellt, doch hätte die Position weitergespielt werden müssen. Leidtragender war der hervorragende Jugendspieler Jona Lüttgen, der vielleicht statt eines Remis über die Bedenkzeit einen halben Punkt mehr hätte einfahren können. Auf diesem Weg persönlich und im Namen der Bergischen Schachfreunde unsere Bitte um Entschuldigung!

Der zweite und entscheidende Tag sah zu Beginn mit Idris Asadzade, für die SG Solingen spielend, einen alleinigen Tabellenführer mit stattlichen fünf Siegen aus fünf Partien. Mit 4,5 Punkten folgten ihm Sascha Mohaupt vom SV Wermelskirchen und Lokalmatador Philipp Gelsok. Dass Philipp neben dieser Spitzenposition auch die EDV-Betreuung des Turniers, unterstützt von unserem langjährigen Turnierleiter Stephan Roder, gemeistert hat, wertet seine Leistung noch auf. Stefan Bien und Wolfgang Wieferig mit einem weiteren halben Punkt dahinter konnten bei eigener starker Leistung noch das Podium erreichen. Das richtige Rennen um den Turniersieg startete mit dem Duell von Sascha Mohaupt und Idris Asadzade am ersten Brett und am zweiten Brett kämpften Philipp Gelsok und Stefan Bien. Unentschieden in beiden Partien, doch da Wolfgang Wieferig eine Niederlage gegen Heiko Kesseler hinnehmen musste blieb es vorerst beim Dreikampf an der Spitze.

Die siebte Runde brachte keine Vorentscheidung im Rennen um die Spitzenplätze. Philipp Gelsok erkämpfte sich trotz zwei Bauern weniger ein Remis gegen Idris Asadzade, und Sascha Mohaupt zog durch seinen Gewinn gegen Heiko Kesseler mit Idris gleich. Wolfgang Wieferig meldete sich durch einen vollen Punkt gegen Stefan Bien im Kampf ums Podium zurück.

Also wurden die Entscheidungen auf die letzten zwei Runden vertagt. Zwischen der siebten und achten Runde wurde noch eine Verpflegungspause eingestreut. Unser Materialwart Karl-Heinz Steinhausen und Schatzmeister Christian Eberl sorgten während des gesamten Turniers für die beste Versorgung mit Brötchen, Bockwürsten, Frikadellen und sogar Kuchen für die Süßmäulchen im Turnier. So langsam sollten wir dafür einen Ehrenpreis vergeben!

Die letzten zwei Runden standen an, und die Top-3 des Turniers hatten sich schon gegenüber gesessen. Damit entschieden Fernduelle, wer am Ende in der Mitte des Siegerfotos stehen darf. Die achte Runde lief vor allem für Sascha Mohaupt gut, ein relativ schneller Gewinn gegen Klaus Arlt an Brett zwei setze Idris Asadzade am Sptzenbrett gegen Wolfgang Wieferig und Philipp Gelsok gegen Idris‘ Bruder Muhamm unter Zugzwang. Philipp meisterte diese Aufgabe souverän, ein Drama wurde es bei der anderen Partie: Idris geriet in extreme Zeitnot, Wolfgang Wieferig hatte mehrere Minuten mehr Bedenkzeit. Die Stellung jedoch war, bei korrektem Spiel beider Seiten, offensichtlich unentschieden. Es war wohl der absolute Wille, dass Idris noch auf Zeit gewann, trotz der unangenehmen Tatsache, dass Kiebitze in die Partie hineinredeten. Hier ist jeder Ärger der Spieler verständlich. Mein Respekt gilt beiden, Wolfgang Wieferig und Idris Asadzade, dass im kurzen, persönlichen Gespräch nach der Partie auch mal einfach ein Haken an die Geschichte gemacht werden konnte.

 

Zur letzten Runde hatten tatsächlich drei Spieler noch die Chance auf den Turniersieg: Idris Asadzade und Sascha Mohaupt punktgleich mit 7 aus 8, einen halben Punkt dahinter Philipp Gelsok. Relativ schnell gewann Sascha seine Partie gegen Alexander Kneutgen. Aber Oswald Gutt gab verfrüht die Partie gegen Idris auf – die Entscheidung! Es waren am Ende nur zwei Buchholzpunkte, die Idris den Turniersieg bescherten.

 

Und unser Philipp Gelsok? Mit sechs Sekunden auf der Uhr fragte sein Gegenüber Heiko Kesseler bei mir an, ob er Remis reklamieren könne. Leider nein, weil Material zum Mattsetzen noch auf dem Brett war, unabhängig davon, ob bei bestem Spiel das Remis unvermeidlich ist. Es spricht für Philipp, dass er darauf verzichtete, Heiko „über die Zeit“ zu hebeln, und Remis anbot. Mehr als der dritte Platz für Philipp nötigt mir diese faire Geste höchsten Respekt ab.

 

Die Siegerehrung der besten drei Spieler übernahm Stephan Roder, unser langjähriger und hochverdienter Turnierleiter. Platz 1 für Idris Asadzade, Platz zwei punktgleich an Sascha Mohaupt und den dritten Platz für Philipp Gelsok.

 

Philipp übernahm danach als unser neuer Turnierleiter die Ehrung der beiden Sieger in der Jugendwertung und die Verleihung des Damenpreises.

Alle Ergebnisse und Listen sind in Kürze auf der Website einsehbar.

 

Mir sei ein kleines Fazit gestattet: Zum einen, dass das Helmut-Stuhlmüller-Turnier ein lebendiger Bestandteil unsres Vereins ist. Die Anziehungskraft auf junge Spieler ist gewachsen, und vielleicht haben wir wieder das eine oder andere Talent dazu gewonnen.

 

Als Zweites, dass das Experiment, Turniere von Paten leiten und moderieren zu lassen, wirklich Zukunft hat. Die Unterstützung durch Stephan Roder, Karl-Heinz Steinhausen, Christian und Niels Eberl, Christian Schüers und Philipp Gelsok hat den Job als Turnierpaten viel einfacher gemacht als ich im Vorfeld erwartet hatte.

Ich wiederhole meinen Dank an alle helfenden Hände und alle Teilnehmer. Es waren zwei spannende und sehr schöne Turniertage!

 

Ihr und Euer Frank Lobbes