Im Kölner Regen standen am Ende ausgerechnet unsere beiden besten Punktesammler ziemlich bedröppelt da. Dabei hatten wir es in der Hand, dem Tabellenführer KKS 4 die erste Niederlage der Saison zu bescheren oder mindestens ein Unentschieden zu entführen. Wie dieses kleine Drama geschehen konnte – beginnen wir von vorne:
Joachim Metzing, heute an Brett 1, schaffte vor Beginn des Wettkampfs das Unmögliche: Er fand im Umkreis des Barbarossaplatzes einen Parkplatz! Das war dann leider für lange Zeit der einzige Erfolg.
Zunächst geschah gegen die ebenfalls mit Ersatz antretenden Kölner Schachfreunde über zwei Stunden nichts Zählbares. An einigen Brettern entstanden dynamische Positionen, an denen spannende Abwicklungen in der Luft lagen. Unsere drei Spitzenspieler, Joachim Metzing, Andreas Dreiocker am zweiten und Stefan Gutt am dritten Brett hatten nach der Eröffnung solide Stellungen.
Doch kurz nach halb zwei verrechnete sich Frank Lobbes an Brett 5 in grob fahrlässiger Weise. Nach guter Eröffnung gegen Ole Nielsen übersah er bei einem Generalabtausch einen Figurenverlust. Ähnlich erging es Wolfgang Preiß am vierten Brett. Sein Angriff, der beinahe nach Matt roch, kostete ihn gegen Lars Esch die Dame für nur einen Offizier und Turm. Sichtbar enttäuscht gab er bald auf. Frank folgte ihm zehn Minuten später und sah seine erste Niederlage in dieser Mannschaftssaison ein.
Stefan Gutt holte das erste Remis gegen Jürgen Nielsen. „Mehr ist mit Colle nicht drin, wenn der andere keinen Fehler macht“ fasste er den ausgeglichenen Spielverlauf zusammen.
Trotz zwei Partien im Rückstand gab es genug Anlass zu Optimismus. An Brett 8 konnte Karsten Stieg, der kurzfristig für Thomas Kremer eingesprungen war, den Angriff von Roland von Stockhausen widerlegen und spielte mit einer Qualität mehr. Am Brett davor, Nummer sieben, hatte Mannschaftsführer Christian Eberl ebenfalls die Qualität erobert und suchte mit Turm und Springer gegen das Springerpaar von Michelle Urra den Durchbruch. Noch ein Brett weiter schien der sizilianische Drache von Wolfgang Krug, nach den üblichen Stellungsbildern (Weiß am Königsflügel aktiv, Schwarz greift am Damenflügel an), den Weißspieler Severin Schönig ordentlich Feuer zu machen. Bei guter Stellung von Joachim, der Christopher Schröder geduldig und mit Nachdruck bearbeitete, und recht gleicher Stellung bei Andreas Dreiocker gegen Aaron Krone, war ein 18:14 bei idealem Verlauf in Reichweite.
Dann verhaspelte sich Wolfgang, verschluckte mit dem Läufer einen unbekömmlichen Bauern auf a2 und konnte das Einsperren durch Weiß mit b2-b3 nicht ohne Einbußen auflösen. Karsten sah sich immer mehr unter Druck von zwei gegnerische Freibauern, die seinen Qualitätsvorteil kompensierten. Dass es an beiden Brettern fast zeitgleich zum Remisschluß kam, war von außen betrachtet etwas überraschend, aber durchaus berechtigt. Und für Karsten, der sonst in der fünften Mannschaft spielt und punktet, ein großer Erfolg.
Christian am siebten Brett hatte im richtigen Moment die Qualität zurück gegeben und in ein gewonnenes Endspiel Springer gegen Springer mit Bauernmehrheit abgewickelt. Joachim stand auch immer besser, drückte mit Dame und Springer gegen einen isolierten Bauern. Nur Andreas, zwischenzeitlich mit besten Chancen auf mindestens Remis, büßte einen Bauern ein und geriet in einem reinen Damenendspiel in einen Mattangriff von Aaron Krone. Unglücklich, aber bei unserem Rückstand musste Andreas wohl ins Risiko gehen. Schade, dass auch seine Erfolgsserie gerissen ist.
Jetzt war KKS 4 uneinholbar vorne. Jedoch Ehre, wem Ehre gebührt: Christian holte souverän um kurz nach drei den ersten „Dreier“ (klassisch: vollen Punkt). Ganz Gentleman analysierte er mit Michelle Urra den Verlauf der Partie und sparte nicht mit Lob. Etwas später hatte auch Joachim am Spitzenbrett seinen Stellungsvorteil in eine Bauernmehrheit und den zweiten Gewinn umgewandelt. Allein für seine Gewinnführung wäre ihm ein halber Punkt mehr an einem anderen Brett zu wünschen gewesen.
Aus dem Aufstiegskampf haben wir uns zwar verabschiedet, werden in den letzten drei Spieltagen jedoch mit vollem Einsatz für die bestmögliche Platzierung kämpfen.
Frank Lobbes