Bei herbstlichen Temperaturen von nur sieben Grad ist der warme Spielsaal der AWO Bergisch Gladbach ein angenehmer Ort, um den Sonntag ein paar Stunden Schach zu füllen. Unsere zweite Mannschaft unter Christian Eberl musste dabei gleich beide Spitzenspieler, Roman Tövs und Joachim Metzing, ersetzen. Da alle um zwei Bretter nach oben ‚rutschen‘ mussten, übernahm er selbst das siebte Brett und Andreas Winckler spielte an Brett acht. Die SG Porz 6 musste gleich drei der ersten fünf Bretter ersetzen, eine echte Schwächung.
Andreas Winckler zeigte bereits nach wenigen Zügen, dass er eine Verstärkung und kein Ersatz ist. In Sokolskis Eröffnung, landläufig als Orang Utan bekannt, erwischte er seinen Kontrahenten eiskalt und hatte nach 15 Minuten einen Turm mehr. Zwar kämpfte sein Gegner David Kaliner tapfer weiter, doch innerlich hatten wir den Punkt früh verbucht.
Der andere Andreas, nämlich Dreiocker, hielt gegen den nominell stärkeren Marcus Wegener die Partie von Anfang an ausgeglichen. Da wir an allen Brettern gut standen, war die Punkteteilung mit Schwarz nach mehr als einer Stunde ein gutes Ergebnis. Eine halbe Stunde später holte Wolfgang Krug am fünften Brett den nächsten halben Zähler. Brett acht nicht vergessen, gefühlt waren wir hier einen Punkt voraus.
Stefan Gutt an Brett zwei kam bestimmt nicht ins Frieren bei einer heißen Abwicklung von Zakhar Chtcherbatow, der einen Bauern opferte, um an der Kante von Zentrum und Königsflügel unangenehm mit zwei Bauern nach vorne zu drücken. Hier kam um kurz nach 13 Uhr das Remisangebot des Porzers überraschend und half eher unserem Team.
Minuten später hatte Wolfgang Preiß gegen David Baevskii an Brett drei die Verwicklungen zu einer unschlagbaren Bauernmehrheit und guter Position umgewandelt. Damit gingen wir offiziell mit einem Sieg in Führung. Für Wolfgang der zweite Gewinn in Folge!
Aber denken wir an unser achtes Brett, wo Andreas Winckler seinen Vorteil nie in Gefahr kommen lies. Das sah sein junger Porzer Kontrahent nach zweieinhalb Stunden schließlich enttäuscht ein. „Das merkt er sich aber und wird nie mehr darauf hereinfallen“ stellte Andreas fest. Heute durfte allerdings seine Erfahrung punkten.
Vielleicht flammte ein Funken Hoffnung bei Porz 6 auf als Thomas Kremer, Brett sechs, den wilden Gaul von Moritz Wegener nicht zähmen konnte. Seine Stellung wurde aufgegabelt und dem Porzer gelang ein echter Außenseiter-Erfolg mit 160 DWZ-Punkten weniger als Thomas.
Wir brauchten noch einen Punkt für den Sieg. Frank Lobbes an Brett vier hatte am Damenflügel einen Freibauern, der sich schon im Abendkleid einer Dame sah. Sein Gegenüber Wolfgang Hesse verteidigte sich jedoch zäh. Christian Eberl an Brett sieben hatte nach der Öffnung einer lange geschlossenen Stellung mit einem ‚Spieß‘ eine Qualität gewinnen können. Schließlich gewann Christian das Rennen um den Titel „Matchwinner“, nachdem er mit dem lästigen gegnerischen Freibauern auf der a-Linie die letzte Hoffnung von Mark Rath eliminierte. „So muss ein Mannschaftsführer spielen!“ sagte er selbst – gerne mehr davon!
Frank Lobbes brachte sich durch einen ungeduldigen Angriffszug noch in Schwierigkeiten. Wolfgang Hesse, mit dem sich Frank schon vor fast 30 Jahren in einem Mannschaftskampf gegenüber saß, verzichtete auf ein Remis durch Dauerschach. Doch im Turmendspiel mit einem Mehrbauern fand er keinen zwingenden Gewinn. Das letzte Unentschieden des Tages besiegelte das 18:14 (klassisch: 5:3) und brachte uns auf den vierten Platz. Nun darf der Blick in der Tabelle weiter nach oben gerichtet werden. Am 17. Dezember in Niederkassel wird es spannend, aber auch chancenreich.
Frank Lobbes