Unsere Zweite – Ein „WOW“-Wettkampf, ein Bericht von Frank Lobbes

Bei knackigen Temperaturen unter Null Grad begrüßten wir warmherzig die Spieler des Brühler SK 4 zum fünften Spieltag in der Bezirksliga Ost. Zur Halbzeit der Saison zeigt sich oft, wohin die Reise einer Mannschaft gehen wird. Während unsere Gäste die Chance nutzen wollten, sich aus dem Keller der Liga zu befreien, ging es für uns, die Zweite der BSF, darum herauszufinden, ob wir uns nach oben oder unten in der Tabelle orientieren werden.

Beide Teams mussten auf Stammspieler verzichten. Uns fehlten vor allem die beiden Spitzenspieler und die Stammspieler an den Brettern sieben und acht. Dazu kam der kurzfristige Ausfall von Mannschaftsführer Christian Eberl, dessen Job Euer Berichterstatter übernehmen durfte. Mit Andreas Winckler als Stammersatz an Brett fünf und, von den Brettern 6-8 genannt, Christian Schüers, Michael Hoferichter und Florian Ehmann, konnten wir immerhin alle Bretter besetzen.

Weniger Glück hatten die Brühler, bei denen zwar die ersten fünf Stammspieler nominiert waren Doch einer ihrer Stärksten, Hans-Josef Wolf an Brett vier, sagte krankheitsbedingt so kurzfristig ab, dass dieses Brett kampflos an uns ging und ich mich auf die Vorbereitung des Berichts konzentrieren konnte.

Doch dann ging es nicht gut weiter für uns. Florian an Brett acht erwischte einen rabenschwarzen Tag, traf zwei bis drei sehr unglückliche Entscheidungen in der Eröffnung und wurde von Stephan Rustemeyer in kurzen 14 Zügen zerlegt. Mit einer ebenfalls „strategisch falschen Entscheidung“, so Wolfgang Preiß selbstkritisch, mussten wir auch an Brett drei bald die Segel streichen. Nachdem Wolfgang einen Abtausch des gegnerischen Springers verpasst hatte, lenkte Christoph Höfner Wolfgangs Dame entscheidend ab und konnte einen unwiderstehlichen Mattangriff starten.

Zu allem Unglück übersah Andreas Winckler bei einem Angriff auf die schwarze Dame seines Gegenübers Friedrich Löffler den Gegenangriff auf die eigene Monarchin, was ihm wegen einer Schachdrohung beim Abtausch um einen ganzen Offizier brachte. Natürlich kämpfte er noch weiter, doch die große Erfahrung des Brühlers lies nichts mehr zu.
Alle drei Verluste waren gegen DWZ-stärkere Spieler, im Fall von Andreas ein Unterschied von 150 Punkten, bei Florian sogar mehr als 450! Wie sah es nun mit unseren Chancen aus?

An Brett eins spielte Andreas Dreiocker ein heißes Match mit Can Kara. Der Gewinn eines Offiziers kostete Andreas zwei Bauern und, was noch gefährlicher war, die Sicherheit seines Königs. Aber er wagte den Slalom zwischen den Rasierklingen. Am zweiten Brett entschied sich Stefan für ein angriffslustiges Spiel gegen Alexey Botvinnik. Michael Hoferichter stand noch recht ausgeglichen am siebten Brett gegen den 200 DWZ-Punkte stärker eingestuften Christian Jessen und

 

 

unser stellvertretender BSF-Turnierleiter Christian Schüers sorgte mit seinem Remis gegen Tobias Gonscherowski, dessen DWZ knapp 350 Punkte über der von Christian liegt, für eine großartige Überraschung und den ersten Lichtblick. Tobias lobte unseren Christian mit der Kurzanalyse: „Er hat alles wegverteidigt!“

 

 

Den Brühler Schachfreunden reichten nun 1 ½ Punkte aus den drei laufenden Partien. Für Andreas, Stefan und Michael bedeutete das natürlich richtig Druck.

 

Als erstes zeigte sich Andreas der Situation gewachsen. Er machte jede Chance seines Kontrahenten Can, die Bauern vorteilhaft in Bewegung zu setzen oder den luftigen König zu jagen, mit schlauer Verteidigung zunichte, holte sich die zwischenzeitlich drei Bauern weniger zurück und verwertete den Materialvorteil. Mut wird auch im Schach oft belohnt.

 

 

Stefan Gutt spielte einen glänzenden Angriff gegen Alexey Botvinnik, eine Partie, die einen eigenen Artikel auf unserer Web-Seite wert ist! Läuferopfer, Bündelung der Kräfte auf den gegnerischen König, Rückeroberung und erzwungener Damengewinn gegen zwei Offiziere und schließlich undeckbares Matt. Kein Gedanke daran, dass Stefan mal als unser Remiskönig bekannt war.

Aber, o je! Michael Hoferichter kämpfte in einem Endspiel gegen Christian Jessen ein hoffnungslos aussehendes Endspiel. Zur Erläuterung: Durch das kampflos verlorene Brett vier musste Brühl nach „alter Zählung“ 4 ½ Punkte für den Mannschaftssieg holen, während uns ein klassisches 4:4 reichte, um nach der neuen Punkteregelung mit 16:15 zu gewinnen.

Es sprach alles für Schachfreund Jessen, mit Qualität mehr und nominell größerer Spielstärke seiner Mannschaft Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Aber Michael wehrte sich geradezu unverwüstlich und schaffte es tatsächlich, die Qualität mit einer Springergabel zurück zu erobern. Sein sofortiges Remisangebot nahm der Brühler Schachpartner am siebten Brett an. Damit erkläre ich Michael Hoferichter zum Matchwinners des Spieltags und spreche ihm im Namen der Mannschaft höchsten Respekt für seinen Kampfgeist aus!

Wir waren an sechs von sieben Brettern, an denen gespielt wurde, die Spieler mit der niedrigeren DWZ. Die Email von unserem Mannschaftsführer Christian Eberl bringt es auf den Punkt, was jeder von uns empfindet:

„Hallo liebe Schachfreunde,
Frank hatte mir gerade das Ergebnis übermittelt. Ich muss sagen: WOW – ganz starke Leistung! Mit dieser ersatzgeschwächten Mannschaft – nach noch einem kurzfristigen Ausfall am Freitag (meine Wenigkeit) – einen Sieg zu holen, finde ich absolut super. Vielen, vielen Dank an Euch alle. Ich bin absolut stolz auf Euch!!!“